Touch me if you can – Berühre mich, falls du es kannst

Kürzlich habe ich mit EC-Karte bezahlt. Normalerweise zahle ich lieber mit Bargeld, dadurch verliere ich weniger den Überblick meiner Finanzen.

Allerdings ging es in dieser Situation nicht anders. Es klappte wunderbar, ich konnte meinen PIN per Hand auf einem mit Tasten zu bedienenden kartenlesegerät eingeben. Die Bestätigen-Taste befand sich ebenfalls für mich sichtbar, bzw. fühlbar auf dem Gerät. Ein anderes Mal war ich mit meiner Schwester essen und wollte sie einladen. Da ich kein Bargeld hatte beschloss ich, wieder mit EC-Karte zu zahlen. Diesmal war das Gerät allerdings nur mit Touchscreen ausgestattet. Keine fühlbaren Tasten, keine Möglichkeit für mich, meine Geheimzahl einzugeben. Tja, was nun? In diesem Fall war es nicht schwer, eine Lösung zu finden, denn ich verriet meiner Schwester die PIN, die sie sich hoffentlich nicht merken konnte, oder die ihr so unwichtig war, dass sie diese schnell wieder aus ihrem Gedächtnis streichen würde.

Diese Geschichte ist erst mal gut ausgegangen, allerdings türmen sich in meinem Kopf nun Fragen und Lösungsansätze wie:

Kann ich ohne Bargeld alleine aus dem Haus? Oder muss ich die nächste Bank finden, um schnell noch Geld abzuheben, damit ich ohne Probleme bezahlen kann?

So viele Menschen bezahlen mit EC- oder Kreditkarte, wieso sollte ich das nicht auch?

Soll ich darauf vertrauen, dass der Kartenleser keinen Touchscreen besitzt? Und, falls dies nicht der Fall ist, bedauerlicherweise den Kopf schütteln und darum bitten, das Geld überweisen zu dürfen?

Oder, falls es sich um ein anderes Gerät, beispielsweise eine Cafémaschine handelt, mein Gegenüber bitten, sich das Getränk selbst zu holen, oder ein anderes zu wählen?

Einem wildfremden Menschen meine Daten anvertrauen?

Meine Blindheit erfordert sehr viel Vertrauen zu anderen Menschen. Manchmal dauert es nur Sekunden, in denen ich ausloten muss, ob ich jemandem trauen kann oder nicht. Beispielsweise, wenn ich eine vielbefahrene Straße überqueren muss und Hilfe benötige.

Aber um jemandem meine PIN zu verraten, damit ich bezahlen kann, so weit geht dann mein Urvertrauen doch nicht.

 

Gibt es eine Lösung für das Problem?

Für mich wäre ein Touchgerät mit Sprachausgabe durchaus möglich. Beispielsweise eine Art VoiceOver (Sprachausgabe IOS) oder Talkback (Sprachausgabe Android). Anders geht es für mich und andere blinde oder stark Sehbeeinträchtigte Personen nicht!

 

Wenn ihr Spaß daran habt, versucht doch gerne mal, einen Touchscreen mit geschlossenen Augen zu bedienen. Sicherlich wisst ihr spätestens dann, was ich meine.

Meine neue Devise: „Berühr mich, falls du es kannst!“

 

3 Antworten auf „Touch me if you can – Berühre mich, falls du es kannst“

  1. Habe so eine Situation auch bereits einmal erlebt, zu meinem Glück hatte ich dann doch noch genügend Bargeld dabei um die Rechnung begleichen zu können. Hoffe dass ich diese Problematik durch ApplePay/GooglePay usw. zukünftig umgehen kann.

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