Kleiner Dino? – Großer Dino?

 

mein Neffe hat seit einigen Monaten ein Schwesterchen.

Ich darf ihn natürlich nicht mehr „klein“ nennen. Klar, wer jetzt stolzer großer Bruder ist, der ist nicht mehr Winzling der Familie.

Er hat ein neues Hobby für sich entdeckt: Dinosaurier – und hat einen Dino park aufgebaut!

Auch weiß er alles Mögliche über die längst ausgestorbenen Riesen und teilt die Informationen, besser als jedes Lexikon es könnte, mit uns.

 

Eines Tages wollte ich von ihm erfahren: „Darf deine Schwester auch mit deinen Dinos spielen?“

Ohne zu zögern antwortete er: „Nein!“

Ich überlegte, warum er es nicht zulassen wollte und kam zu dem Schluss, dass er, wie bei anderen Spielsachen auch, die Dinos gerne für sich beansprucht. Als ich mich jedoch genauer nach dem Beweggrund seiner Verneinung erkundigte, meinte er: „Die sind zu gefährlich!“ Mit den Stacheln und der Größe sind sie das für ein Baby tatsächlich.

Mich rührte seine Aussage so sehr, denn er beschützt seine Schwester und liebt sie.

Ich bin mir sicher, dass sie immer auf ihren großen Bruder zählen kann!

 

Komm lass uns spielen

Mein Neffe ist inzwischen fast zwei Jahre alt, er hat im November Geburtstag.

Anfangs, das gebe ich zu, hatte ich Bedenken wegen meiner Blindheit, dass ich,

nicht so richtig mit ihm spielen kann, wenn er noch so klein ist. Ich sehe ja nicht, wo er hinläuft und andere Ängste spukten in meinem Kopf herum. Er würde vieles über das Sehen gezeigt bekommen und da habe ich nicht so viele Möglichkeiten.

Diese Sorge war völlig unbegründet. Im Gegenteil! Wir finden ganz viele Spielmöglichkeiten zusammen.

 

Memory:

Das ist noch von mir. Meine Mutter beschriftete für mich die Karten damals mit Klebestreifen in Blindenschrift. Wo für Sehende das Bild auf der Karte sichtbar ist, stehen für mich anstelle des Bildes ein oder zwei Wörter fühlbar auf der Karte.

Mein Neffe weiß zwar noch nicht genau, wie das Spiel funktioniert, aber die meisten Bilder der Karten erkennt er bereits und macht zum Beispiel bei den Tieren das passende Geräusch.

 

Schleichtiere:

Auch diese sind teilweise neu, teilweise noch von uns. Wie viele Zoos und Bauernhöfe mein Neffe und ich schon damit aufgebaut haben?

Natürlich zähle ich auch andere Spielfiguren wie Playmobil oder Lego dazu.

 

Autoparkgarage:

Wir können die Autos gemeinsam hinunterfahren lassen.

 

Bilderbücher anschauen und vorlesen:

Das geht auch wunderbar. Zum Glück kommt in meiner Familie nichts weg und ich habe mein altes Bücherregal noch behalten. Meine Mutter hat mein absolutes Lieblingsbuch „Was fühlst du“, da geht es um Katzen, auch mit Blindenschrift ausgestattet. Ich kann meinem Neffen daraus vorlesen, er kann die Katzen streicheln sowie die Klappen öffnen und hineinschauen. Es gibt auch speziell angefertigte Bilderbücher für blinde Kinder. Diese sind dann mit tastbaren Bildern ausgestattet und der Text steht sowahl in Schwarzschrift als auch in Blindenschrift im Buch.

 

Malen:

Wir können gemeinsam malen, darüber hatte ich ja in einem vorherigen Beitrag schon berichtet. Noch toller ist, dass er mitlerweile die Farben sagen kann und mir diese auch mitteilt, wenn ich ihn danach frage.

 

Spiele draußen:

Natürlich machen wir auch vieles im Freien.

 

Im Sand spielen:

Das geht sehr gut für mich, solange er im Sandkasten bleibt. Aber auch das macht er schon ganz großartig.

 

Rutschen:

Wenn er rutschen will, ist zwar immer noch jemand Sehendes dabei, aber unten stehenbleiben und ihn Auffangen, sobald er runterrutscht, geht natürlich auch alleine.

 

Planschbecken:

Im Wasser spielen ist auch sehr lustig. Wir haben ein paar Wassertiere, mit denen wir spielen, wie zum Beispiel ein Boot oder eine Quietsche Ente.

 

Es gibt bestimmt noch viel mehr, wahrscheinlich werde ich diesen Beitrag noch um einiges ergänzen.

 

Vielleicht habt ihr auch noch Spieletipps?

 

Touch me if you can – Berühre mich, falls du es kannst

Kürzlich habe ich mit EC-Karte bezahlt. Normalerweise zahle ich lieber mit Bargeld, dadurch verliere ich weniger den Überblick meiner Finanzen.

Allerdings ging es in dieser Situation nicht anders. Es klappte wunderbar, ich konnte meinen PIN per Hand auf einem mit Tasten zu bedienenden kartenlesegerät eingeben. Die Bestätigen-Taste befand sich ebenfalls für mich sichtbar, bzw. fühlbar auf dem Gerät. Ein anderes Mal war ich mit meiner Schwester essen und wollte sie einladen. Da ich kein Bargeld hatte beschloss ich, wieder mit EC-Karte zu zahlen. Diesmal war das Gerät allerdings nur mit Touchscreen ausgestattet. Keine fühlbaren Tasten, keine Möglichkeit für mich, meine Geheimzahl einzugeben. Tja, was nun? In diesem Fall war es nicht schwer, eine Lösung zu finden, denn ich verriet meiner Schwester die PIN, die sie sich hoffentlich nicht merken konnte, oder die ihr so unwichtig war, dass sie diese schnell wieder aus ihrem Gedächtnis streichen würde.

Diese Geschichte ist erst mal gut ausgegangen, allerdings türmen sich in meinem Kopf nun Fragen und Lösungsansätze wie:

Kann ich ohne Bargeld alleine aus dem Haus? Oder muss ich die nächste Bank finden, um schnell noch Geld abzuheben, damit ich ohne Probleme bezahlen kann?

So viele Menschen bezahlen mit EC- oder Kreditkarte, wieso sollte ich das nicht auch?

Soll ich darauf vertrauen, dass der Kartenleser keinen Touchscreen besitzt? Und, falls dies nicht der Fall ist, bedauerlicherweise den Kopf schütteln und darum bitten, das Geld überweisen zu dürfen?

Oder, falls es sich um ein anderes Gerät, beispielsweise eine Cafémaschine handelt, mein Gegenüber bitten, sich das Getränk selbst zu holen, oder ein anderes zu wählen?

Einem wildfremden Menschen meine Daten anvertrauen?

Meine Blindheit erfordert sehr viel Vertrauen zu anderen Menschen. Manchmal dauert es nur Sekunden, in denen ich ausloten muss, ob ich jemandem trauen kann oder nicht. Beispielsweise, wenn ich eine vielbefahrene Straße überqueren muss und Hilfe benötige.

Aber um jemandem meine PIN zu verraten, damit ich bezahlen kann, so weit geht dann mein Urvertrauen doch nicht.

 

Gibt es eine Lösung für das Problem?

Für mich wäre ein Touchgerät mit Sprachausgabe durchaus möglich. Beispielsweise eine Art VoiceOver (Sprachausgabe IOS) oder Talkback (Sprachausgabe Android). Anders geht es für mich und andere blinde oder stark Sehbeeinträchtigte Personen nicht!

 

Wenn ihr Spaß daran habt, versucht doch gerne mal, einen Touchscreen mit geschlossenen Augen zu bedienen. Sicherlich wisst ihr spätestens dann, was ich meine.

Meine neue Devise: „Berühr mich, falls du es kannst!“

 

Die Teppich Taufe

An einem schönen, sonnigen Sonntag war die ganze Familie beisammen. Meine Schwester mit ihrem Sohn, meine andere Schwester, unsere Eltern und ich. Meine Mutter hatte kürzlich einen neuen Teppich gekauft und ihn am Vortag in unser Esszimmer gelegt. Wir saßen am Tisch und mein kleiner Neffe, neugierig und groß wie er schon war, wollte Wasser aus einer normalen Flasche trinken. Das ging auch eine Zeit lang ganz gut, irgendwann jedoch ,ging etwas daneben. Genau auf den neuen Teppich. Es war nicht schlimm, da es nur Wasser war, und so wurde der Teppich von meinem nun schon 1 ½-jährigen Neffen, getauft. Nur einen Namen hat das gute Stück noch nicht. Den dürfen sich meine Leserinnen und Leser gerne aussuchen. Ich bin gespannt und freue mich auf eure Vorschläge.