Tag 3: Sonntag, 28.01.2018
Wieder um 09:30 Uhr trafen wir alle zusammen. Der Plan für heute war es, am Film „Tschick“ von gestern weiterzuarbeiten. Diesmal durften wir uns Szenen aussuchen. Entweder eine Szene, in der die Hauptfigur traurig ist oder eine andere, die etwas schwieriger zu beschreiben ist, da sie eine Sequenz enthält, die nur der Vorstellung der Hauptfigur entspricht. Unsere Gruppe entschied sich für die melancholische Szene, da es viele Sprechpausen gab und dadurch viel Zeit zum Beschreiben war. Einfach war es nicht. Wir hatten am Ende nicht so viel Beschreibungstext, da wir die melancholische Stimmung des Films rüberbringen wollten. Wir diskutierten kurz, ob wir die Zeit nutzen sollten, um die Hauptperson zu beschreiben, entschieden uns aber dagegen, da die Stimmung uns wichtiger erschien. Als wir dann alle zusammen die originale Audiodeskription anhörten, stellten wir fest, dass die Person kurz beschrieben wurde, also das, was wir nicht machen wollten. Herr Benecke war sehr zufrieden mit unserer aller Leistung.
Zum Abschluss gab er Tipps, welche Aussichten wir mit diesem Workshop hatten. Beim Bayerischen Rundfunk hätten wir keine Chance, uns zu bewerben, dafür aber beim NDR und WDR. Auch gibt es Firmen, wie TV Text international, Untertitelwerkstadt, Audioskript.
Da man mit drei Tagen Workshop noch nicht vollständig professionell arbeiten kann, empfiehlt es sich auch, bei einem bestehenden Team oder einzelnen Autoren zu hospitieren.
Dann zeigte er uns noch einige Filmbeispiele.
Unter anderem eine schon etwas ältere Waschmittelwerbung. Diese wurde mit AD ausgestattet, da eine blinde Frau mitspielte. Sie wurde dreisprachig entwickelt, was normalerweise bei AD unüblich ist: Deutsch, Französisch und Italienisch.
Ein wirklich schönes Beispiel finde ich die beiden Filme von Bibi Blocksberg. Der Schauspieler von Bernhard Blocksberg, Bibis Vater, übernahm den Sprecher der AD und kommentierte aus seiner Sicht das Geschehen. Das finde ich für Kinder wirklich toll, Audiodeskription erlebbar und lustig zu gestalten!
Es kommt auch vor, dass AD mit künstlicher Stimme hergestellt wird. Diese klingt wirklich schrecklich. Wie die künstliche Sprachausgabe meines Handys. Für einen richtigen Film nicht empfehlenswert! Allerdings fände ich das persönlich für YouTube-Videos klasse! Genauso wie man dort die Untertitel einstellen kann, so könnte man dann auch die AD einstellen. Also, wenn das hier jemand von YouTube liest, der melde sich bitte bei mir!
Im Herbst soll es ein Aufbauseminar geben. Allerdings muss man, um daran teilnehmen zu können, selbst schon in dem Bereich AD gearbeitet haben.
Ich könnte mir wirklich gut vorstellen, in diesem Bereich tätig zu sein. Nicht alleine, das weiß ich selbst, ist vollkommen unmöglich, aber es ist sehr wichtig, dass blinde Menschen in die Erstellung von Audiodeskription mit einbezogen werden. Sind doch wir diejenigen, die es am allermeisten brauchen!
Was mir sehr gefallen hat war, dass die Sehenden viel mehr für Geräusche sensibilisiert wurden. Zum Beispiel war es so, dass bei dem Film „Tschick“ in einer Szene Frösche zu hören waren, die mir sofort auffielen, meinen beiden Kolleginnen aber erst, nachdem ich das Froschquaken erwähnte. Eine der Beiden erzählte mir dann, dass die Frösche im weiteren Verlauf des Films noch eine Rolle spielen werden, weshalb es wichtig ist, das Hintergrundgeräusch, in dem Fall das Quaken, nicht zu übersprechen.
Ich bin sehr froh, an diesem Workshop teilgenommen zu haben. Dank gilt auch den Organisatoren, dem Referenten, Herrn Benecke, und vor Allem den Teilnehmer/innen, die sich für das Thema interessieren.